Das Wasserschloss zu Trochtelfingen ( „Stolch’sches Wasserschloss“ – oder lokal auch als „Schlössle“ bezeichnet) ist als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung anerkannt und wird vom Landesamt für Denkmalpflege begleitet. Das Wasserschloss gehört zu den von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geförderten Projekten.
Das Schloss steht auf einer ursprünglich römischen Befestigung; ab 1387 ist es als oettingisches Lehen nachweisbar. Es handelt sich um die letzte noch erhaltene Burganlage der vormals fünf in Trochtelfingen bestehenden Burg- bzw. Schlossanlagen.

Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung und unterbliebener Bauinstandhaltung wird die Burg seit 2016 gesichert und in Stand gesetzt. Die in der Region verankerte und bekannte Landmarke des ,Schlössles“ wird künftig als kulturelle Austauschplattform genutzt werden können.
Lage
Das Wasserschloss zu Trochtelfingen steht erhöht an einem besonderen Ort am Rand des Flutbereichs der Eger. Bis Anfang der 1970er Jahre waren Wassergraben und Eger in einem gemeinsamen Wassersystem verbunden. Der Wassergraben wurde von Grundwasser und Hangwasserquellen gespeist und hatte einen Durchlass im südlichen Grabenwall zum Altwasser der Eger. Im Zuge des Wandels der landwirtschaftlichen Bewirtung wurden Wall und Altwasser der Eger nutzbar gemacht, der Bewuchs des Ufers verschwand. Geblieben ist die Kraft des genius loci und der wunderbare Blick über die Aue der Eger auf den Albtrauf.

Geschichtliches
Von den Römern bis heute
Um 100 n. C.
Vermutung einer ursprünglich römischen Befestigun; präzise Nord-Süd-Ausrichtung der quadratischen Anlage, eingebauter Eckstein mit Figur von Mühlenbrett als Spolie* und Schriftfragmente auf der Ostseite.
1387
Erster urkundlicher Nachweis: Heirat Kuno von Köllingen mit Katharina von Emershofen, zerstörte Burg Mitgift als oettingisches Lehen.
1396
Kauf und Wiederaufbau der zerstörten Burg durch die Füchse von Zipplingen gegen den Willen der Grafen von Oettingen.
1428
Füchse von Zipplingen müssen das Schloss wieder als Lehen von Oettingen anerkennen; es wird als Sühne für eine Untat zum „offenen Haus“ für die Grafen gemacht. Frau des Fritz Fuchs wird belehnt.
um 1516
Fritz Fuchs stirbt und die Witwe heiratet den Oettinger Landvogt Rudolf Hagk von Hoheneck. Er hat zwei Töchter; eine heiratet Heinrich von Stein zu Diemantstein.
1552
Sohn Christoff von Diemantstein kommt in den Besitz des Schlosses.
1553
Christfoff v.d.stain (Inschrift am Schloss) ; angenommenes Baujahr (deckt sich nicht mit aktuellen Bauforschung).
1641
Graf Adam von Stein zu Diemantstein verkauft an den kaiserlichen Obristen Heinrich Stolch. Stolch baut das Haupthaus um und gibt diesem die heutige Kubatur.
1848
Ende des Lehenwesens und der Belehnung der Stolche
1872
Beschreibung von Württemberg, Oberamt Neresheim: Sumpfiger Graben, Schloss als Privatwohnung genutzt.
1880
Bau des Torhauses als Althofstelle (Austrag).
2016
Verkauf des Schlosses durch Heinrich Stolch.
2019
Rekonstruktion der Eingangsbrücke , Sicherungsmaßnahmen.
Erstmalige Öffnung für eine große Öffentlichkeit beim Brückenfest.
2020
Aufbau Nebengebäude in Planung.
Das Gebäude
Merkmale
Das Schloss ist eine kompakt errichtete viereckige Anlage aus Palas, Nebengebäude und einem Torhaus. Die Gebäude werden von der alten Wehrmauer vollständig umschlossen, deren unterste Lagen aus römischen Quadern errichtet sind. Das Schloss schützten Wassergräben die heute noch in Teilen ablesbar sind und dem Wasserpegel der Eger folgen.

Der Hofbereich mit seinem Kalksteinpflaster liegt etwa 5 Meter über der Flussaue der Eger, die ehemalige Brunnenanlage ist an der Südseite des Hofes zu erkennen. Der Torbau erstreckt sich zur Nordseite hin. Die rekonstruierte Bogenbrücke führt zum Tor der Schlossanlage.
Der Palas steht auf der Ostseite und besitzt an seiner Südseite einen kleinen Erker (Abtritt) der als Abort ausgebildet ist.
Größere Fensteröffnungen findet man im ersten Obergeschoss, was dem Schloss seinen wehrhaften Charakter erhalten hat. Vom Palas geht die den Innenhof umrahmende Ringmauer ab, die durch ihre Höhe eindrucksvoll wirkt. Teilweise sind an ihr noch die alten Wehrgänge erkennbar.
Erdgeschoss
Das Erdgeschoss des Schlosses war ursprünglich zweischiffig mit einem Mittelunterzug und 6 bis 7 Zonen (noch sichtbar durch die Verkämmung mit Blattsitzen für Kopfbänder an den Decken-balken von 1489/90). Auf der Ostseite waren die Ständer innen vor die Außenwand gestellt, auf der Westseite sind die Zapfenlöcher für die Ständer teilweise in der jetzt massiven Wand zum Hof ablesbar. Die Treppe im Obergeschoss wurde nachträglich eingebaut. Die Fenster zur Hofseite wurden verkleinert und mit einer kleinen runden Öffnung versehen. Südlich im Stall befindet sich eine zugesetzte Fensteröffnung. Die Wand an der Innenhofseite besitzt keine Verzahnung mit der äußeren Wehrmauer.

Obergeschoss
Die Raumgliederung des Obergeschosses stammt weitest-gehend aus dem Jahr 1641/42. Die Reste der Zeit 1489/90 deuten aber auf eine ähnliche Gliederung wie im Erdgeschoss hin. Die Wand zum Innenhof hin war 1489/90 ebenfalls eine Fachwerkwand. An den Anschlüssen zur äußeren Wehrmauer befinden sich sowohl nördlich als auch südlich zugesetzte Türen mit einem Segmentbogen, die auf eine wehrgangähnliche Situation hinweisen. Die Fenster zum Hof wurden ebenfalls verkleinert. Ursprünglich hatten alle Fenster des Obergeschosses eine Größe. Südlich befindet sich an der Wand zur Hofseite hin eine zugesetzte Türöffnung mit Segmentbogen, in die ein Stein mit Jahreszahl und Namenszug (1553 – christoff v. d. stain) eingesetzt wurde.
